Performative Führung
zur Ausstellung "Joan Jonas - Performance Video Installation", 5.4.- 5.5.2001
Konzept und Durchführung: Ana Bilankov, Bill Masuch

Joan Jonas, eine Pionierin der Performance und Videokunst, verbindet in ihren multimedialen Arbeiten ganz unterschiedliche Elemente wie Performance, Zeichnung, Tanz, Musik und Video. Durch Elemente der Dekonstruktion, Irritation und der Einbeziehung des Publikums entwirft sie komplexe Wahrnehmungssituationen. In ihrem frühen Werk nimmt der Spiegel als Bildschöpfungsmedium eine wichtige Rolle ein. Zum einen geht es dabei um die Vervielfältigung des Blicks und die Produktion von Bildern und zum anderen um die Hinterfragung des Ich und der Identität.

Ausgehend von der Frage, wie man die vielschichtigen inhaltlichen und medialen Zusammenhänge der Ausstellung nicht nur informativ-verbal vermitteln, sondern auch erfahrbar machen und die Besucher mehr in Handlungsspielräume einbeziehen kann, hatten wir Performative Führungen zu der Ausstellung entwickelt.

Die Zielsetzung solcher Führungen war es, Methoden für eine Praxis zu erproben, die das Publikum informiert und in die Ausstellung einbezieht. Die Teilnehmenden erhielten am Anfang einen Spiegel und waren eingeladen, während der Führung Wahrnehmungsübungen, -störungen
oder eine Selbstreflexion vorzunehmen.

Gleichzeitig aber sollte durch unerwartete Störungen die traditionelle Rollenzuweisung innerhalb der Situation "Kunstführung" unterlaufen werden. So stand beispielsweise eine Kunstvermittlerin mit dem Rücken zum Publikum und beobachtete es im Spiegel, während die andere eine Sonnenbrille aufsetzte und eine Stellungnahme der Künstlerin zur Performance als Kunstform aus dem Katalog vorlas.

In 8 performativen Führungen verlief die Interaktion mit dem Publikum in unterschiedlichster Art und Weise mit der Spannbreite von begeisterter Teilnahme, Interesse bis zur Wahrnehmung der Provokation und Verunsicherung durch die Brechung der klassischen Führerinnenrolle.
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